Faramarz Ahmadi (27) kam vor drei Jahren als afghanischer Flüchtling ins Durchgangszentrum Enggistein bei Worb. Dort hat er am Tagesstruktur- und Beschäftigungsprogramm unseres Vorläuferprogramms In-Limbo teilgenommen, wurde schulisch gefördert und scheute sich nicht, innerhalb unserer Fachgruppen bei gemeinnützigen Arbeiten mitanzupacken. Ahmadi hat unsere stufenweise aufgebauten Angebote zur beruflichen Inklusion im ersten Arbeitsmarkt erfolgreich durchlaufen: Nach einem Praktikum bei Refugees go Solar+ (FastRunner Programm) absolviert Faramarz Ahmadi nun die dreijährige EFZ-Ausbildung als Boden-Parkettleger in einem Root & Branch-Partnerbetrieb, während der er im Rahmen von EmancipAID von uns begleitet und gecoacht wird.
«Wegen meiner schwierigen Familiensituation musste meine Mutter mit meinem Bruder und mir aus Afghanistan in den Iran fliehen. Afghanische Flüchtlinge haben es im Iran nicht einfach. Obschon ich 20 Jahre dort lebte, besass ich nur temporäre Aufenthaltspapiere, die ich jedes Jahr verlängern musste. Jeder Mensch hat seine Träume und Bedürfnisse, aber wir hatten keine Möglichkeit, diese zu verwirklichen. Afghanen dürfen im Iran nur handwerkliche Arbeiten verrichten und keine leitenden Positionen innehaben.
Als Teenager habe ich in einem Antiquitätengeschäft gearbeitet, was mich schnell langweilte. Dann fand ich Arbeit als Solarmonteur, aber es war keine richtige Ausbildung, wie es sie hier in der Schweiz gibt.
Mein kleiner Bruder flüchtete zuerst. Er schaffte es bis Griechenland, wo wir ihn später wieder trafen. Vor drei Jahren flogen meine Mutter und ich von Griechenland in die Schweiz. Ohne meinen Bruder, er wurde erwischt und konnte erst später nachreisen. Das war sehr schwierig für uns. Dazu die Ungewissheit, ob wir als Flüchtlinge in der Schweiz anerkannt werden oder nicht.
Es ist nicht einfach, in der Schweiz Fuss zu fassen. Die Arbeitsqualität ist sehr hoch. Aber hier kann ich durch harte Arbeit etwas erreichen – es ist nicht willkürlich, wie im Iran, wo wir Afghanen weder Rechte noch Perspektiven haben. Die Leute von Root & Branch sind mir als Coaches zur Seite gestanden. Sie haben mir erklärt, wie das Ausbildungssystem in der Schweiz funktioniert und mich für das Programm RGS+ vorgeschlagen. Sie haben mich ermutigt, mir Hoffnung gegeben und mich gezielt bei der Lehrstellensuche unterstützt.
Es ist ein Abenteuer für mich, ständig Neues zu lernen – Schweizerdeutsch zum Beispiel! Ich möchte meine Lehre erfolgreich abschliessen und mich dann auf dem Gebiet der Solartechnik weiterbilden.»